Wortbildung

Wortbildung
Wọrt|bil|dung 〈f. 20; Sprachw.〉
1. Bildung von (neuen) Wörtern (durch Ableitung od. Zusammensetzung)
2. neugebildetes Wort

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Wọrt|bil|dung, die (Sprachwiss.):
a) <o. Pl.> Bildung neuer Wörter durch Zusammensetzung od. Ableitung bereits vorhandener Wörter;
b) durch Zusammensetzung od. Ableitung gebildetes neues Wort.

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Wortbildung,
 
wichtigstes Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes einer Sprache, das im Unterschied zur Wort(neu)schöpfung auf in dieser Sprache bereits vorhandene Ausdrücke zurückgreift. Von der Wortbildung zu unterscheiden ist die Wortformenbildung (Flexionsmorphologie), bei der durch das Anfügen von Flexionsmorphemen (z. B. »sage«, »sagst«, »sagt« oder »Lehrer«, »Lehrers«) nicht neue Wörter, sondern verschiedene Formen ein und desselben Wortes gebildet werden. Die wichtigsten Typen der Wortbildung sind die Komposition (Kompositum), bei der mit zwei oder mehr Wörtern oder Wortstämmen neue Wörter gebildet werden (z. B. »Haustür«, »folgenreich«, »zurückfahren«), die Derivation (Ableitung), bei der mithilfe von Wortbildungsmorphemen neue Wörter entstehen (durch Präfixe wie z. B. in »ersteigen« und »Unglück« oder durch Suffixe wie in »glücklich« oder »Gesundheit«) sowie die Konversion, bei der ein Wort ohne Affixe in eine andere Wortart transponiert wird (z. B. »laufen - Lauf«, »hoch - Hoch«, »fliegen - Flug«). Weitere Wortbildungsverfahren sind u. a. die Abkürzungen 2) und die Kontamination. Viele Wortbildungen sind nur okkasionell, d. h. Augenblicksbildungen; nur ein Teil dieser Bildungen wird auch usuell, d. h. geht in den Wortschatz einer Sprache ein, wird lexikalisiert, wobei im Zuge der Lexikalisierung die ursprünglich »durchsichtige«, motivierte Bedeutung zunehmend »verdunkelt« werden kann (z. B. bei »Zeitung« oder »Zeitschrift« im Gegensatz zu »Zeitplan«). Die Sprachwissenschaft untersucht die Wortbildungen sowohl unter diachron. Aspekt (Entstehung, Ausprägung und Verschwinden von Wortbildungstypen im Verlauf der historischen Entwicklung einer Sprache) als auch unter synchron. Aspekt (Klassifizierung der verschiedenen Wortbildungsmittel, Erfassung der verschiedenen Wortbildungstypen und -Regeln, Beschreibung der semantischen Auswirkungen von Wortbildungsvorgängen), wobei die diachron. Sicht bis in die 1960er-Jahre dominierte, während seitdem das Hauptgewicht auf der Synchronie liegt. Strittig ist die Einordnung der Wortbildung(-Lehre) als linguistische Teildisziplin: teils wird sie als Bestandteil der Morphologie betrachtet (da sie sich wie die Flexionsmorphologie mit der internen Struktur von Wörtern beschäftigt), teils als eigenständige Disziplin oder als Teil der Lexikologie aufgefasst (da sie sich auch mit der Bildung von neuen Wörtern befaßt).
 
 
Dt. W. Typen u. Tendenzen in der Gegenwartssprache, bearb. v. I. Kühnhold u. a., 5 Bde. u. Register-Bd. (1973-92);
 B. Naumann: Einf. in die Wortbildungslehre des Deutschen (21986);
 S. Olsen: W. im Deutschen (1986);
 J. Erben: Einf. in die dt. Wortbildungslehre (31993);
 W. Fleischer u. I. Barz: W. der dt. Gegenwartssprache (Neuausg. 21995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Wörter in ihrer lexikalischen und grammatischen Dimension
 

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Wọrt|bil|dung, die (Sprachw.): a) <o. Pl.> Bildung neuer Wörter durch Zusammensetzung od. Ableitung bereits vorhandener Wörter; b) durch Zusammensetzung od. Ableitung gebildetes neues Wort.

Universal-Lexikon. 2012.

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